Claude Nicollier: Wir sind nicht allein
Claude Nicollier, ein Schweizer Held in Windisch
«Die Erde ist unglaublich schön», begann er, der sie als einer der wenigsten Menschen live von aussen betrachten konnte. Besonders faszinierend sei die einmalige Dynamik, die sich ergebe, wenn man die Erde mit 28’000 km/h auf einer erdnahen Umlaufbahn in 1,5 Stunden umrunde. Wie sich die Sterne bewegen, wie man innert Kürze die Sternbilder aller Jahreszeiten zu Gesicht bekomme, sei fantastisch. Genauso wie die 16 Sonnenaufgänge, die ein Astronaut bei dieser Geschwindigkeit an einem Erdentag erlebe. «Ich finde die Tage auf der Erde sind einfach viel zu lang», witzelte Nicollier, der auf seinen vier Space Shuttle-Flügen insgesamt 43 Tage im Raum wirkte.
Eindrücklich beschrieb er die konkreten Herausforderungen des achtstündigen «Weltraumspaziergangs», der zur Reparatur des Hubble-Weltraumteleskops nötig wurde. «Die Geometrie der gelben Handläufe auf Hubble habe ich noch heute intus», verdeutlichte er das einst lebenswichtige, nunmehr «nutzlose Wissen». Jedenfalls könnte er jederzeit blind übers Hubble krabbeln.
«Die Atmosphäre ist sehr dünn», unterstrich der heutige ETH-Professor angesichts der Tatsache, dass sein Flug in den erdnahen Orbit nur 8,5 Minuten gedauert habe. Wie hauchdünn unsere «Lebensschicht» tatsächlich ist, lässt sich an folgendem Beispiel vergegenwärtigen: 6’000 M. ü. M., das ist ungefähr ein Zweitausendstel des Erddurchmessers – umgerechnet auf eine Kugel mit zwei Metern Durchmesser entspricht dies lediglich einem Häutchen von einem Millimeter. Nicht zuletzt diese Schicht meint Nicollier, wenn er, nach der Präsentation von wunderschönen Bildern des blauen Planeten, zum Schluss kommt: «Wir müssen der Erde Sorge tragen.»