Wäre das Leben ein Wunschkonzert, gingen alle Gratulationen direkt an «Ärnscht». Er, 27 Jahre lang die prägende Figur dieser Zeitung, war es, der 1993 überraschend ein heiteres Gratis-Blatt lancierte, das niemand erwartete – und auf das auch niemand gewartet hatte.

Das beschwingte Mindset des Gründers bleibt redaktionelle Leitlinie: Unser Fokus liegt unentwegt auf der nächsten Nummer, damit auch diese wieder spannende, stets in heiterem Grundton gehaltene Artikel mit, nomen est omen, regionalem Bezug enthält.

Unsere mit Herzblut gemachte, der Liebe zur Region verpflichtete Zeitung soll weiterhin dem Anspruch genügen, gutgelaunten und vor allem guten Lokaljournalismus zu machen, getreu unserem Credo, dass es der nahe Journalismus ist, der dem Leser am nächsten geht. Dabei werde ich mir nach wie vor den Luxus einer eigenen Meinung leisten und zudem wieder vermehrt für die eine oder andere scharfe Polemik gut sein.

Ebenfalls unverändert bleibt unsere selbstverständliche Wirtschaftsaffinität. Was andere die Nase rümpfen lässt, macht mich stolz: Unsere Inserenten schätzen an unserer viel beachteten Werbeplattform, dass wir ihre Aktivitäten ohne Scheu vor kommerzieller Nähe publizistisch begleiten und  sie für Redaktionelles und Inserate die gleiche Nummer wählen.

Womit wir bei der Frage der Unabhängigkeit wären. Klar, die Gratwanderung zwischen Geld und Geist ist eine heikle – aber wir haben noch immer dann, wenn es drauf ankam, die Feder gespitzt und sicher nie handzahmen Hofjournalismus betrieben.

Das Wichtigste ist schlicht, gute Storys im Blatt zu haben. Das zieht auch Werbung an, denn natürlich sehen sich die Inserenten lieber in interessantem denn langweiligem Umfeld. Und ja, man kann auch einen PR-Beitrag zu einem relevanten Thema machen – die Grenzen sind flies­send, nicht nur bei uns. Jedenfalls würde ich die These wagen, dass unser Name, dank Ernst Rothenbach, für pure Selbstbestimmtheit und eine sehr hohe Glaubwürdigkeit steht.

Selber werde ich der konstanten Überforderung weiterhin gelassen begegnen. Nicht zuletzt dank der Gewissheit, seit unfassbaren 23 Jahren den interessantesten Job der Welt zu haben.
Mal gestaltet man Inserate, mal verkauft man welche, mal schreibt man über den Kinderzirkus Kunterbunt, mal über PSI-Teilchenphysik, dann wieder über Politik, Wein oder Autos – wo schon bekommt man täglich eine derart breitgefächerte Gratis-Weiterbildung? Und überhaupt: Gibt es etwas Cooleres, als eine eigene Zeitung zu besitzen?

Andres Rothenbach